Herforder Kreisblatt Nr. 250
Dienstag 27.10.2015
Der Farbenreiche
Gerd Schnapp-Ebmeier stellt in Bad Salzuflen aus – Auch Rost-Arbeiten werden gezeigt
Von Hartmut Horstmann
Seit einigen Jahren widmet sich der Künstler intensiv seinen »Photopaintings«, deren Grundlage selbst gemachte Fotografien sind. Beim Fotografieren selbst, aber vor allem im Photoshop werden Motive so verfremdet, dass sie nicht wiederzuerkennen sind. Ist die Bearbeitung an ihrem Endpunkt angekommen, belichtet Schnapp-Ebmeier die Bilder und druckt sie auf Leinwand aus.
In den meisten Fällen sind es Details, die den Herforder Künstler interessieren, Details von Gebäuden, Teile von Pflanzen, Strandgut. Da ist das Erraten des Motivs auch beim Originalbild schwierig – wenn Schnapp-Ebmeier das Ganze dann auch noch ins Farbenreiche »psychedelisiert«, wird’s schier unmöglich. Wer käme schon auf die Idee, dass die neuen Paintings des Malers ohne Pinsel aus dem Inneren eines dänischen Bunkers entstanden sind? Hat sich der Betrachter aufklären lassen, erkennt er jedoch sofort den Sehschlitz, durch den das Licht fällt.
Neben den Photopaintings gehören die »Transformationen« zu den Werkreihen, die der Künstler in einer neuen Ausstellung im Fachwerk Bad Salzuflen-Schötmar, Pfarrkamp 8, zeigen wird. Bei den Transformationen handelt es sich um Arbeiten mit Holz oder anderen Materialien, die mit Metallpigmenten angereichert werden. Mittels Flüssigkeit lässt Schnapp-Ebmeier sie kontrolliert rosten – die Transformation nimmt ihren Lauf.
Lippische Landeszeitung &
Neue Westfälische ZeitungNr. 254/44 205. Jahrgang
von Andreas Schwabe
Herford/Bad Salzuflen. Wer ab Sonntag ins Fachwerk geht, darf keinesfalls fragen, was das denn sein soll. Mit seinen Fotopaintings will Gerd Schnapp-Ebmeier nichts erklären, sondern die Menschen berauschen. Angesichts des Chaos in der Welt kann das zuweilen ganz erholsam sein.
Der Künstler hat viel übrig für Menschen, die Blumenbilder malen. Als Allegorien einer stillen Schönheit können sie in jedem Wohnzimmer helfen, sich selbst wieder zu finden. Gleichwohl ist das die Sache des gebürtigen Franken und lange schon eingebürgerten Herforders nicht. Vielmehr erwacht in seinen Fotopaintings die Erinnerung an alte psychedelische Zeiten, als Ende der 1960er Jahre der berauschte Blick in eine wohlig wabernde Welt einen Fluchtweg aus dem ordnungsliebenden Mief der “Wirtschaftswunderzeit” versprach.
Auf Ebmeiers Fotopaintings wogen, wabern und pulsieren die Farben und Formen, dass es eine helle Lust sein kann, sich hineinfallen zu lassen in das Chaos. Chaos? Von wegen. Auch wenn der Zufall bei der Entstehung der computertechnisch verfremdeten Fotos seinen Part mitspielen darf, sind Schnapp-Ebmeiers Bilder nicht unordentlich.
Im Gegenteil, durch all das “Chaos” scheint jene Ruhe hindurch, die wahrscheinlich auch die vielen Blumenbilder suchen. Aber Ebmeier sucht diese Ruhe durch die Wucht des Lebens hindurch, durch den Mut zum Experiment. Wer das nachfühlen kann, erkennt den inneren Zusammenhang zwischen den “Ebenholz-” und den
“Rostbildern”, in denen der gelernte Bildhauer über das Relief die Grenzen zur Skulptur verwischt.
In den Holzbildern sind die Formen weich, und es tauchen Farben auf, wo niemand sie vermutet, als flögen sie wie fröhliche Vögel über den warmen Fluss des Holzes. Die Rostbilder sind dagegen viel strenger. Sie atmen einen Hauch Tapies, jenem spanischen Maler, der das Schweigen in die Kunst gebracht hat. Sich darauf einzulassen, heißt spontane Widerstände in sich zu überschreiten, das Experiment des Hinschauens zu wagen. Mehr will Schnapp-Ebmeier nicht, aber damit will er immerhin mehr als genug. Da unterscheidet sich seine Kunst dann doch von den vielen Blumenbildern, denen doch zu schnell genügt, was sie zeigen.
Westfalen-Blatt Nr. 287
Von Hartmut H o r s t m a n n
H e r f o r d (HK).
Der Bildhauer Gerd Schnapp-Ebmeier hat die Wand entdeckt. Wer seine neuen gehängten Arbeiten sehen will, hat dazu am Wochenende Gelegenheit.
Gerd Schnapp-Ebmeier zeigt eine Auswahl seiner Photopaintings. Etwa 120 Arbeiten hat er ins Netz gestellt. Diese werden auf Wunsch auf Leinwand gedruckt. Fotos: Horstmann
Gerd Schnapp-Ebmeier zeigt eine Auswahl seiner Photopaintings. Etwa 120 Arbeiten hat er ins Netz gestellt. Diese werden auf Wunsch auf Leinwand gedruckt. Fotos: Horstmann
»Transformationen« heißt die neue Reihe, in der der Künstler mit Metallpigmenten arbeitet, die er rosten lässt. Der Künstler öffnet sein Atelier »KunstWerk«, Waltgeristraße 50, am 14. und 15. Dezember in der Zeit von 11 bis 17 Uhr. Von 1997 bis 2010 hatte Gerd Schnapp-Ebmeier die Räumlichkeiten für Ausstellungen anderer Künstler zur Verfügung gestellt. Sporadisch sei dies immer noch möglich, sagt er, lässt allerdings durchblicken, dass der neu gewonnene Freiraum seinem eigenen künstlerischen Schaffen sehr entgegenkommt. Dass er in den vergangenen Jahren zunehmend weniger im Raum gearbeitet hat, hat auch einen wirtschaftlichen Grund: »Als Berufskünstler kann ich es mir nicht leisten, die Wände den Malern zu überlassen.« Denn es gebe immer weniger Wohnungen, in die man noch Skulpturen stellen könne. Und Schnapp-Ebmeier zählt nicht zu den Künstlern, die für den Außenbereich arbeiten. Dabei hat sich der Herforder auch in seinen neuen Arbeiten nicht vollkommen von der Dreidimensionalität verabschiedet. »Transformationen« nennt er eine in diesem Jahr begonnene Reihe, die von der neu entdeckten Liebe zum Rost kündet – gehängte Installationen mit geometrischen Figuren. Allerdings: Was von weitem so aussieht, als handle es sich um Metallplatten, erweist sich bei näherem Betrachten als Holz oder Leinwand. Indem der Künstler Metallpigmente aufträgt und sie mittels Flüssigkeit rosten lässt, erzielt er diesen Effekt. Anschließend wird die fertige Arbeit mit Acryl fixiert.
Früher habe er Rost nicht wahrgenommen,sagt Gerd Schnapp-Ebmeier. Die Schönheit eines Materials zu erkennen, das auch Vergänglichkeit bedeutet, ist für ihn eine neue Erfahrung. Von den »normalen« Metallkünstlern unterscheidet er sich allerdings, da er das Rosten nicht weiter zulässt, sondern zum Stillstand bringt. Wenn eine Arbeit fertig ist, ist sie fertig. »Eine Veränderung ist dann nicht mehr gewollt«, betont der Kunstschaffende. Daher ist es von seinem Selbstverständnis her nicht möglich, seine Edelholzskulpturen Wind und Wetter auszusetzen. Gerd Schnapp-Ebmeier will die Vergänglichkeit stoppen – dass er irgendwann auch einmal den Alterungsprozess integriert, schließt er nicht aus.
Der Herforder gehört zu den Aktivposten im Kreisgebiet. Er spielt eine wichtige Rolle bei den offenen Ateliers und beteiligt sich auch an der aktuellen Ausstellung im Kreishaus. Daher kennen die Interessierten auch seine Photopaintings, für die von ihm selbst gemachte Fotografien als Ausgangspunkt dienen. Die entscheidende Arbeit geschieht im Photoshop. Ist diese zu Ende, werden die Bilder belichtet und auf Leinwand ausgedruckt. Jede Arbeit ist so beliebig oft reproduzierbar. Daher sei jede Auflage limitiert, so Schnapp-Ebmeier, der etwa 120 Arbeiten in digitalisierter Form ins Netz gestellt hat. Auf Wunsch lässt er ausdrucken – ein Künstler des 21. Jahrhunderts, der die Möglichkeitender Technik nutzt.
Neue Westfälische NR. 289
FREITAG, 13. DEZEMBER 2013
Offenes Atelier: Gerd Schnapp-Ebmeier stellt
am Wochenende neue Arbeiten im KunstWerk vor
VON RALF BITTNER
Herford. Großformatige Bilder in kräftigen Farben an einem Teil der Wände, in ihrer fast monochromen warmen Farbigkeit her zum Zur-Ruhe-Kommen einladende Bilder zeigt Gerd Schnapp-Ebmeier in seiner Ateliergalerie Kunstwerk.
Für die neuen Werkgruppen nutzt er Techniken wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, Computer und digitalen Workflow und die Arbeit Farbpigmenten auf Holz kombiniert mit Einflüssen der Collage.
Photopaintings nennt Schnapp-Ebmeier die großformatigen Drucke auf Leinwand, deren Ausgangspunkt immer ein eigenes digitales Foto ist. Das kann ein gegenständliches Foto sein, das er am Computer so verfremdet, in der Farbigkeit oder mit digitalen Pinseln so bearbeitet, dass das Ursprungsmotiv kaum zu erkennen ist. Bei der Bunkerserie, deren Ausgangspunkt verfremdete Aufnahmen deutscher Küstenbefestigungen sind, sind die Motive noch erahnbar, die nach Paintings schon abstrakt fotografierten Aufnahmen kommen ganz ohne Hinweis aus, worum es sich handeln könnte.
„Ich gebe den Bildern keine Titel“, sagt Schnapp-Ebmeier: „Sie sollen die Fantasie des Betrachters anregen. Es gibt auch kein oben und unten. Wenn sie jemand das Bild auf dem Kopf an die Wand hängt, ist mir das auch recht.“
Die Bilder bearbeitet am PC, ausgedruckt werden sie in Süddeutschland. Rund 120 Motive gibt es bisher, die auf der Homepage des Künstlers einsehbar sind und nach einer Bestellung per E-Mail individuell angefertigt werden, allerdings nicht beliebig oft: Ich denke an eine Auflage von maximal zehn pro Motiv.“
Klassisch im Atelier entstehen die Transformationen. Auf einer hölzernen Passepartoutplatte finden sich die eigentlichen Motive, Collagen aus Papier, Leinwand, Fundstücken, Wellpappe, rostigem Blech oder Natürlichem wie Kiefernzapfen. Alle ist mit Farbe aus Metallpigmenten überzogen, die mit einem speziellen Prozess zum Oxidieren gebracht und anschließend fixiert werden. „Ich verwende Messing, Bronze, Eisen, Alu und Kupfer“, sagt der Künstler. Je nach Material entsteht ein besondere Farbigkeit – das warme Rostbraun von Eisen, Grünspan aus Kupfer und Alu verändert sich nicht. Auch hier gibt Schnapp-Ebmeier keine Interpretationen vor: Die Transformationen erhalten einfach eine Nummer in römischen Ziffern.
Auch wenn er gerade andere Schwerpunkte setzt, arbeitet der Künstler weiter an seinen Edelholzskulpturen, einige davon zeigt er auch im KunstWerk. Außer im eigenen Atelier sind seine Arbeiten auch im Fachwerk, Bad Salzuflen, und in der Weihnachtsausstellung im Kreishaus zu sehen.
Neue Westfälische Nr. 153
5. Juli 2013
Gerd Schnapp-Ebmeier: Photopaintings an der Wand in seiner Galerie KunstWerk, Rost im Atelier
VON RALF BITTNER
• Herford. Kräftige Farben dominieren die Bilder, die Gerd Schnapp-Ebmeier der Zeit im KunstWerk, Waltgeristraße 50. zeigt. Einige hundert Besucher sahen an den beiden Tagen der Offenen Ateliers die neuen Arbeiten, die bis auf weiteres in der Galerie zu sehen sind,
Seit rund einem Jahr experimentiert Schnapp-Ebmeier, der zuletzt vor allem für seine Reliefs und Skulpturen aus Holz, teilweise mit Bronze, Messing, Kupfer oder Polyester verbunden, mit einer Technik, die er Photopaintings nennt.
Dabei fotografiert er Strukturen und verfremdet sie mehrfach bei der Aufnahme und später am Computer. Schließlich gibt er die Arbeiten an einen Druckdienstleister, der sie auf Leinwand bringt. Rund 700 Arbeiten gibt es als Datei, aber längst nicht alle sind gedruckt. “Jede Arbeit ist ein Unikat, vom Foto bis zum fertigen Bild an der Wand meine Arbeit „ sagt der Künstler, von einigen wenigen Arbeiten gebe es Farbvariationen. „Das ist aber die Ausnahme,” Zu sehen sind Strukturen, mal flächig mal kleinteilig, mal düster, mal knackigen Primärfarben. Titel gibt Schnapp-Ebmeier den Arbeiten nicht, auch das Oben und Unten spielen keine Rolle. “Alle Arbeiten haben über das Medium Fotografie eine Referenz in der Realität. Ich finde es spannend zu hören, was die Betrachter in den Arbeiten sehen.”
Regelmäßige Öffnungszeiten bietet Schnapp-Ebmeier im KunstWerk nicht mehr an. Interessenten können unter Tel. (0 52 21) 2 22 44 einen Besuchstermin vereinbaren oder auf gut Glück klingeln. “Wenn ich da bin, können die Besucher Ausstellung und Atelier besuchen”, sagt Schnapp-Ebmeier, der im Atelier an einem neuen Projekt tüftelt. “Es geht um Korrosion”, sagt er und verrät, dass er mit Eisen- und Kupferpigmenten arbeitet.
Auf’ dem Weg ins Atelier kommt der Betrachter an der Wandskulptur “Deutsche Eiche” vorbei. Selbst mit 80 mal 120 Zentimetern schon beeindruckend groß, wirkt das Holz mit seinen eingearbeiteten Farbpigmenten und Harzen auf dem roten Untergrund noch gewaltiger. “Drei Jahre habe ich daran gearbeitet”, sagt der Künstler, “reine Arbeitszeit etwa sieben Monate.” Gegen diese Erhabenheit wirken die Photopaintings fast schon flüchtig leicht.
Ruth Matthes
WESTFALEN-BLATT 2005
Ein sinnliches Erlebnis
Sein Element ist das Holz. Ausgehend von dessen Form, Farbe und Maserung entwickelt Gerd Schnapp-Ebmeier die Ideen für seine hoch ästhetischen Skulpturen und Reliefs, die er bis ins letzte Detail ausfeilt. Sein Ziel ist die Synthese von Material und Form. Meist sind es weiche, fließende Linien, die seine Arbeiten bestimmen.
Sie zu erfassen, ist ein optisches, aber vor allem auch ein haptisches Vergnügen.
Von der heimischen Kiefer bis zum australischen Veilchenholz reicht die Bandbreite der Hölzer, die Gerd Schnapp-Ebmeier verwendet. Typisch für seine Objekte sind die mosaikartigen Akzente, die er mit andersfarbigen Edelhölzern ins Zentrum seiner Skulpturen oder Basreliefs setzt. Seine Arbeiten sind deshalb nicht aus einem Stück, trotzdem aber aus einem Guss. Alles fließt, könnte man mit Heraklit sagen, und doch gibt es auch im Werk Gerd Schnapp-Ebmeiers nicht nur die Seite des Formalästhetischen, sondern auch des Kritisch-Assoziativen. Seine Arbeiten zu Themen wie Apartheid oder deutsche Einheit stehen für diesen Teil seines Schaffens.
Der gebürtige Bamberger hat gleichsam die Farbe in die Holzbildhauerei gebracht.
Ist sie bei seinen Reliefs noch Natur gegeben, so hat Schnapp-Ebmeier für seine Stelen ganz bewusst zur Acrylfarbe gegriffen und damit die Maserung des Holzes oder die Spuren eines Pilzes noch betont.
Die Stelen bestechen jedoch auch durch das Spiel mit Leichtigkeit und Schwere. Schließlich sind seine hölzernen Objekte massiv, doch durch die Anbringung auf langen dünnen Metallstangen erhalten sie etwas erstaunlich Leichtes, Schwingendes. Auch hier spielt der Künstler wieder mit verschiedenen Hölzern und geht bei seinen minutiösen Einlegearbeiten noch weiter als zuvor: Wer genau hinsieht, findet in seinen minutiösen Kompositionen – kunstvoll eingerahmt vom Holz diverse Naturmaterialien, die sein wohl gehütetes Geheimnis bleiben sollen.
Prof. Bruno Krenz September 2005
Der Herforder Holzbildhauer Gerd Schnapp-Ebmeier vereinigt auf sich ein fundiertes technisches Wissen und ein hohes Maß an Sensibilität im Umgang mit dem Material Holz. Die Materialität des Holzes wird in seiner spezifischen Eigenwirkung wahr und ernstgenommen und im künstlerisch gestalterischen Prozess sichtbar gemacht. Die Art der Farbgebung, die Einarbeitung der Farbe in die Maserung des Holzes kann als innovatives Moment in der Holzbildhauerei angesehen werden. Die organische Formgebung der Arbeiten von Gerd Schnapp-Ebmeier zeigt eine große Nähe zur Formensprache des Jugendstils.
Haller Kreisblatt 1998
Ausdrucksstark und phantasiereich
Jede Kunst enthält immer sowohl abstrakte als auch surreale, klassische und romantische Elemente. (frei nach Henry Moore)
Die Arbeiten sind von klaren Vorstellungen und Gestaltungswillen geprägte, sinnbildliche Erfindungen, deren Symbolik sich als gestalthafter Ausdruck einer Idee mitteilt oder im Wandrelief ein kombinatorisches Prinzip sichtbar macht. Die Skulpturen von Schnapp-Ebmeier sind durchdrungen von romantischen, klassischen und surrealen Momenten, dabei ausdrucksstark, phantasiereich und souverän. An anderen Arbeiten fällt die völlige Offenheit der Phantasie auf, die aus der Naturform und Maserung des Holzes herausgearbeitet ist.Ob der abgesägte Goldregenstamm aus Nachbars Garten oder der altersschwache vom Sturm entwurzelte Kirschbaum, verbunden mit Furnierresten des Holzgroßhändlers – Gerd Schnapp-Ebmeier verarbeitet vieles, fügt manches überraschend zusammen. Inspirationen und Skulptur-Ideen beziehen sich konsequent auf den Rohstoff.
Lothar Nenz
Neue Westfälische 1997
Symbolreiche Botschaften in Holz
Aus gewachsenem Holz formt Gerd Schnapp seine dreidimensionalen Botschaften. Darin greift der Wahl-Herforder symbolhaft politische Themen und gesellschaftliche Phänomene auf. Den Arbeiten Schnapps ist eine bemerkenswerte Verarbeitung zu eigen. Holz scheint unter seinen Händen keine formalen Grenzen zu kennen.
Anke Groenewold
Lippische Landeszeitung 1991
Wie dickliche Finger einer Amöbe
Glatt im buchstäblichen Sinne des Wortes sind die Holzobjekte Schnapps. Erst beim genauen Blick auf die Baumstammstelen entdeckt der Betrachter die feinen Bearbeitungen des Naturmaterials: Winzige Risse sind farbig gefüllt, kleine Intarsien werden sichtbar. Immer wieder taucht bei den Objekten die Tropfenform auf. Das kompakte Material beginnt zu fließen, sieht aus wie eine zähe Masse, die sich träge in Bewegung setzt. Interessante Maserungen entstehen dadurch, dass der Künstler Schichtholz abschleift.
Ins Auge fällt vor allem eine sehr große Plastik, auf den der Besucher gleich nach Betreten des Raumes zugeht. Dickliche Tropfen, die wie die Finger einer sich spreizenden Amöbe anmuten, greifen im Reißverschlussverfahren ineinander. Im unteren Drittel lösen sie sich wieder voneinander.
Selbst die aus unterschiedlichen Hölzern zusammengesetzten Wandbilder sind Reliefs:
Tropfen rinnen über die gewellten Rahmen. Hinter den klaffenden Gräben, die die auseinander-gerissenen Flächen hinterlassen, lugt himmelblaues Holz oder Metall hervor.
Schnapps Objekte haben nicht nur einen enormen haptischen Reiz. Man kann an ihnen kaum vorübergehen, ohne die üppigen runden Formen zu berühren. Daneben sind sie auch optisch verblüffend.
Gerda William
Neue Westfälische 1988
Holzskulpturen voller Harmonie
Gerd Schnapp, vor einigen Jahren von Berlin nach Herford gekommen, ist ein Künstler, der dem Holz die Möglichkeiten förmlich ablauscht. Er geht den gewachsenen Spuren und der Naturform mit einem enormen Wissen um die unendliche Vielfalt der Hölzer nach. Besonders die Exoten kennt er, auch wenn sie nur in den hintersten Waldgebieten des Globus zu finden sind. Ein mehrmonatiger Aufenthalt in Malaysia, einem wichtigen Ursprungsland für Edelhölzer, hat seine Erfahrung sehr bereichert.
Mit dem Holz geht Schnapp so organisch um, dass man Bearbeitungsspuren überhaupt nicht wahrnimmt, und da, wo er das Holz zwingt, wenn er es fließen lässt, wirkt es immer naturhaft.
Alle Skulpturen haben diese vollendete Harmonie der Naturerschaffung, und doch ist Schnapp ihr Schöpfer. Die abstrakten Skulpturen und Plastiken aus kostbaren Hölzern, die wie gewachsen wirken, möchte man immer in der Hand halten, berühren.
Schnapp weiß um das Geheimnis, den Naturglanz der Flächen herauszuholen. Auch in den Wand-bildern scheint das Holz zu fließen oder knospend aufzubrechen. Was Schnapp aus diesem Material, das er sehr lieben muss, gestaltet, ist einzigartig.
Diese Kunstwerke gehören in die Klasse der Bildhauerkunst und haben hohes Niveau.
Der 39jährige hat sich ja auch in Berlin, wo sein künstlerischer Werdegang sich seit 1970 entwickelte, schon einen Ruf erworben.